Hier entsteht die Seite Wirtschaft / Finanzen.
x
x
x
x
x
Wer Geld bekommt, entscheidet der Anleger
Günter B. ist von Beruf Verwaltungsbeamter, in seiner Freizeit ist er allerdings eine „Bank“. Seit einem Jahr legt er Geld über den Online-Kreditvermittler „smava“ an und erzielt damit eine durchschnittliche Rendite von 4 Prozent. Dabei schätzt er nicht nur die guten Zinsen, sondern, dass er selbst entscheiden kann, wer sein Geld bekommt. Bislang hat er sich an sechs verschiedenen Kreditprojekten finanziell beteiligt. Traumtänzer haben bei ihm dabei keine Chance. Wer Geld für einen Urlaub haben möchte oder für eine Hochzeitsreise, geht leer aus. Es muss sich, so sagt er, schon um eine Investition handeln, die Hand und Fuß hat und die sich finanziell auch lohnt. Bislang haben die Kreditnehmer die monatliche Zins- und Tilgungsrate pünktlich bezahlt.
Auch die Kreditnehmer profitieren
Eine von Günters Kreditnehmern ist Beatrix. Sie hat sich insgesamt 24.000 Euro von Privatleuten geliehen, um den Umzug und Umbau ihres Sportgeschäfts zu finanzieren. 65 Anleger haben sich innerhalb von wenigen Tagen für ihr Projekt eingetragen und die gewünschte Kreditsumme bereitgestellt. Dabei hätte die Geschäftsfrau auch Geld bei einer Bank aufnehmen können. Über die Online-Kreditvermittlung ist sie aber günstiger und schneller zu einem Kredit gekommen. 4 Prozent Zinsen konnte sie im Vergleich zu einem Bankkredit einsparen.
Was Anleger bei „smava“ absichert
Bevor Beatrix ihr Kreditgesuch bei „smava“ einstellen durfte, wurde sie, wie jeder der „Kunden“, finanziell durchleuchtet. Die kooperierende Bank für Investments und Wertpapiere holt im Auftrag von „smava“ SCHUFA-Daten ein und überprüft die Einkommensnachweise. Freiberufler müssen die aktuellen Jahresabschlüsse beziehungsweise die Gewinnermittlungen mit Steuerbescheiden vorlegen. Sowohl Angestellte als auch Freiberufler müssen ihre Haushaltskosten offenlegen. So kann ermittelt werden, wie viel Geld der Kreditsuchende im Monat für die Ratenzahlungen überhaupt übrig hat. Nur wenn ein Kreditsuchender finanziell solide wirkt, darf er seinen Kreditwunsch bei „smava“ präsentieren.
Ein Risikopool schützt
Sollte ein Kredit platzen, dann ist bei „smava“ das Risiko eines großen Verlustes beschränkt: Die Anleger sind, je nach Bonitätsstufe, in sogenannten Pools zusammengefasst. Kommt der Kreditnehmer eines Projekts seinen Zahlungen nicht nach, so geben die Kreditgeber der anderen im Pool befindlichen Projekte einen Teil ihres Gewinns ab, um den Verlust auszugleichen. Einspringen muss die „Solidargemeinschaft“ des Pools allerdings nur für das angelegte Geld, nicht für den entgangenen Zinsertrag.
Lutz Wilde von der Stiftung Warentest hält das Risiko für Anleger bei „smava“ für überschaubar. „Allerdings“, so sagt er, „sollte man sich gründlich mit dem System befassen, denn die Renditen schwanken – je nachdem, wie viele Kredite in einem Pool platzen.“
Konkurrenz heißt „auxmoney“
Neben „smava“ gibt es den Online-Kreditvermittler „auxmoney“. Anders als bei „smava“ gibt es hier jedoch keine Pools, von denen bei einem Kreditausfall Ausgleichszahlungen zu erwarten sind. Einerseits besteht hierdurch die Chance auf eine etwas höhere Rendite als bei „smava“, denn der Ertrag wird durch die Ausgleichszahlungen ja auch nicht geschmälert. Die höheren Renditechancen gehen allerdings zu Lasten der Sicherheit. Denn die Betreiber behalten sich zwar vor, im Falle eines Kreditausfalls ein Inkassounternehmen einzuschalten. Verpflichtet sind sie dazu allerdings nicht. Die Anleger selbst haben keine Handhabe gegen säumige Zahler. „Wer hier jemandem Geld leiht, der dann das Geld anschließend nicht zurückbezahlen kann, der muss mit einem Totalverlust rechnen“, sagt Verbraucherschützer Lutz Wilde.
Fazit:
Anleger, die ihr Geld übers Internet an Privatleute verleihen, können eine attraktive Rendite erzielen. So sicher angelegt wie bei einer Bank ist das Geld jedoch nicht. Deshalb ist es ratsam, eher kleine Beträge in mehreren Projekten anzulegen, das Risiko also zu streuen.
Sybille Schultz
ende